Erste Anfänge um 1900
Die Zeit vor der Jahrhundertwende führte allmählich eine wachsende Zahl von evangelischen Christen in den damaligen Landkreis Wolfratshausen. An die zweihundert Protestanten waren damals verzeichnet. Sie suchten und fanden Beschäftigung bei der ehemaligen Glashüte, bei der Isartalbahn, im Torfwerk Beuerberg, in der landwirtschaftlichen Winterschule und bei der Kreisverwaltung. Auch Handwerker, Gutsbesitzer und Künstler waren vertreten. Im Jahr 1887 versammelte sich eine kleine Schar Gemeindeglieder im Wohnzimmer des Forstmeisters von Lupin zum ersten evangelischen Gottesdienst in Wolfratshausen.
Zuvor hatten um 1850 bereits erste Gottesdienste in Starnberg und Aufhausen stattgefunden. Seit 1893 wurden dann in Wolfratshausen regelmäßig – zwölfmal im Jahr – evangelische Gottesdienste im alten Rathaussaal gefeiert, den der Magistrat der Stadt zur Verfügung gestellt und die Starnberger Gemeinde mit Gestühl, Kanzel, Altar und Leuchtern ausgestattet hatte.
Der Wunsch nach einer eigenen Kirche nahm zunehmend Gestalt an. Im Anschluß an den Reformationsgottesdienst 1902 schlossen sich deshalb die dort versammelten Gemeindeglieder zum "Protestantischen Verein Wolfratshausen und Umgebung" zusammen, um dieses Ziel voranzutreiben.
"Seine königliche Hoheit, Prinz Luitpold, des Königreichs Bayern Verweser, haben allergnädigst zu genehmigen geruht, daß die jetzt und in Zukunft in den politischen Gemeinden des königlichen Bezirksamtes Wolfratshausen wohnhaften Protestanten ...zu einer protestantischen Filialkirchengemeinde Wolfratshausen im Anschlusse an die protestantische Pfarrei München vereinigt werden..."
Dieser Erlass des "Königlich bayerischen Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten" erklärte mit Datum vom 17.07.1905 die kleine protestantische Kirchengemeinde in Wolfratshausen zur Tochtergemeinde von München. Zur damaligen ersten Kirchenverwaltung, was dem heutigen Kirchenvorstand entspricht, gehörten Gustav Heinz (Hüttenmeister der Glashütte), Theodor Meuser (Uhrmachermeister), Leonhard Steinbauer (Wechselwärter) und August Schmid ( Wirtschaftspächter).
Reiseprediger Georg Herrmann war Gründungsmitglied des "Protestantischen Vereins" und widmete sich neben der Betreuung der Gemeindeglieder mit aller Kraft dem Erwerb eines Grundstückes, auf dem die evangelische Kirche gebaut werden sollte. Im Dezember 1905 war es dann soweit – gewissermaßen als Weihnachtsgeschenk konnte durch Kauf und Tausch auf den sogenannten "Krautäckern" ein Grundstück erworben werden, das in den kommenden Jahren noch vergrößert wurde, um ausreichend Platz für Kirche, Gemeindehaus und Pfarrhaus zu haben.
Nach überraschend kurzer Bauzeit – die Grundsteinlegung erfolgte 1908 – konnte bereits am 5. September 1909 die Einweihung der evangelischen Kirche gefeiert werden. Der Kirchenmaler Hermann Neuhaus hatte daran neben vielen anderen wesentlichen Anteil – hatte er sich doch diesem Kirchenbau als seinem Lebenswerk verschrieben und bis in architektonische Details hinein die Gestalt dieser Kirche geprägt.
Bis zum Selbständigwerden der Wolfratshauser Kirchengemeinde im Jahr 1922 war der Münchner Dekan D. Friedrich Veit formal der Pfarramtsführer. Er delegierte diese Aufgabe jedoch an die in Wolfratshausen tätigen Reiseprediger Georg Herrmann (1902 –1908) und Ernst Kutter (1908-1914), später dann an den Pfarrer Dr. Friedrich Bauer (1916-1921).
Mutter und Töchter
Zu Beginn der Amtszeit von Pfarrer Georg Weber, der 30 Jahre in Wolfratshausen tätig sein sollte (1921-1951), wurde die Gemeinde selbständige Pfarrei. Gleichzeitig wurde Penzberg als sogenanntes "exponiertes Vikariat" von der Wolfratshauser Gemeinde abgetrennt.
In den Jahren darauf wurden – entsprechend der Zunahme der Gemeindeglieder – weitere Kirchen gebaut: 1930 entstand die Heilandskirche in Ebenhausen. Trotz des Krieges konnte 1940 auch die Christuskirche in Bad Heilbrunn eingeweiht werden.
Durch den Zuzug von Flüchtlingen nach dem zweiten Weltkrieg wuchs die Gemeinde in kurzer Zeit sehr rasch an. (Es sollen zeitweise 7000 – 8000 Evangelische im Gemeindegebiet zugewandert sein.) Im neu entstehenden Geretsried mußte deshalb 1951 eine Notkirche errichtet werden, die bis zum Bau der Petruskirche 1960 in Gebrauch war.
In der Amtszeit von Pfarrer Karl Steinbauer (1951-1962) wurde Ebenhausen dann selbständige Kirchengemeinde. Noch blieb freilich Geretsried zweite Pfarrstelle der Gemeinde (bis 1963) – besetzt mit Pfarrer Heinrich Samhammer. Später konnte eine eigene Pfarrstelle in Bad Heilbrunn errichtet und mit Pfarrer Hansjörg Lindner besetzt werden, der dort auch blieb, als Heilbrunn 1982 an die Gemeinde Bad Tölz abgegeben wurde.
Aufbau – Umbau – Ausbau
1954 konnte Pfarrer Steinbauer das ersehnte Gemeinde- und Pfarrhaus neben der Wolfratshauser Kirche errichten, das seitdem Raum geboten hat für Veranstaltungen und Gruppen der Gemeinde. Sein Nachfolger, Pfarrer Dr. Walter Rothgangel (1962-1974) nahm 1967 die notwendige Kirchenrenovierung in Angriff (siehe auch "Kleine Baugeschichte") und gab der Kirche dabei den Namen "St. Michael".
Seit den siebziger Jahren widmete sich Pfarrer Ulrich Finke (1974 -1993) dem zeitgemäßen Umbau und weiteren Aufbau der Gemeindearbeit und besonders der Jugendarbeit – zunächst allein, später unterstützt von einem Pfarrer "z.A.": Pfarrer Kurt Bordon (1982-1986), Pfarrer Stefan Donderer (1987-1994) und Pfarrerin Sabine Bleise-Donderer (1990-1994). Hinzu kam 1983 die Stelle für einen Jugenddiakon (Diakon Grams bis 1989, Diakon La Marca 1990-1997). In diese Zeit fiel auch der Bau eines Gemeindehauses in Waldram 1989.
Zwischen 1993 und 1997 kam es dann zu einigen Stellenwechseln in kurzer Folge: Die Stelle von Pfr. Finke übernahm 1993 Pfarrer Michael Süßmann; die bisherige "z.A."-Stelle, die nach dem Weggang des Ehepaars Donderer zur zweiten Pfarrstelle wurde, teilen sich seit 1995 Pfarrer Dr. Bernhard Barnikol-Oettler-Jörgensen und seine Frau, Pfarrerin Kirsten Jörgensen. Sie war schon seit 1993 auf einer neuen halben "z.A."-Stelle in der Gemeinde tätig. Auf diese halbe Stelle wurde 1995 Pfarrerin Gundula Berner berufen. Als Pfr. Süßmann die Gemeinde nach drei Jahren wieder verließ, kam als sein Nachfolger 1997 Pfarrer Florian Gruber hinzu. Die ebenfalls freigewordene und auf 50% gekürzte Stelle des Jugenddiakons wurde im gleichen Jahr wieder besetzt mit dem Diplom-Religionspädagogen Volker Napiletzki.
Doch auch in diesen – personell bewegten – Jahren wurde viel gebaut: 1996 konnte Pfr. Süßmann den umfangreichen Um- und Ausbau des Kindergartens an der Kräuterstraße erfolgreich abschließen. Anschließend begann die Instandsetzung der Kirche (1997 Außenrenovierung, 1998 Innenrenovierung).
Kirsten Jörgensen / Florian Gruber
Nachtrag 2009:
Pfr. Dr. Barnikol-Oettler verließ die Gemeinde Ende 2003. Die Pfarrerinnen Jörgensen und Berner teilten sich bis Ende 2006 die zweite Pfarrstelle. Seit 2004 ist Pfr. Edzard Everts in der Kirchengemeinde tätig - zunächst auf der halben z.A.-Stelle, seit 1.9.2007 auf der zweiten Pfarrstelle. Seit 2008 ist Pfarrerin Berner wieder auf einer halben Stelle hier im Einsatz (Vertretung der z.A.-Stelle). Die halbe Jugendreferentenstelle ist (nach dem Ausscheiden von Volker Napiletzki 2008) seit 1.9.2009 neu besetzt mit Cindy Greiner, Dipl. Sozialpädagogin (FH).
Nachtrag 2012:
Nachdem Pfarrerin Gundula Berner die Gemeinde im Herbst 2011 verlassen hatte, wurde die halbe Stelle zum 1. März 2012 wieder besetzt: Erstmals ist mit Christian Moosauer nun ein Pfarrer mit je einer halben Stelle in Wolfratshausen und Geretsried tätig. In unserer Gemeinde ist er zuständig für den Pfarrsprengel Münsing-Eurasburg (einschließlich der umfangreichen ökumenischen Angebote in diesem Bereich) und beteiligt sich am Gottesdienstturnus. In Geretsried nimmt er eine halbe Stelle für Altenheimseelsorge wahr. Ebenfalls in beiden Gemeinden ist unsere neue Jugendreferentin, Diakonin Harriet Wallmen, im Einsatz, die als Nachfolgerin für Cindy Greiner-Geuther zum 1.3.2012 auf die beiden halben Diakonenstellen in Wolfratshausen und Geretsried entsandt wurde.
Für die Region Wolfratshausen-Geretsried erwächst aus diesen gemeinsamen Stellen die Notwendigkeit und Chance einer intensiveren Zusammenarbeit der Kirchengemeinden.
Auch unser Kindergarten hat sich verändert: Seit September 2009 gibt es (neben dem gemeindeeigenen Kindergarten an der Kräuterstraße) eine "Filiale": Die Stadt Wolfratshausen hat den neugebauten Kindergarten an der Wettersteinstraße in die Betriebsträgerschaft der Evang. Kirchengemeinde übergeben; im Januar 2010 konnte (nach einer Übergangszeit im Jugendhaus an der Bahnhofstraße) das neue Gebäude bezogen werden, so dass jetzt in zwei Integrations- und drei Regelgruppen insgesamt 105 Kinder betreut werden.
Nachtrag 2014:
Seit 1.9.2014 ist Diakonin Michaela Kleemann als Jugendreferentin in unserer Gemeinde tätig (wie ihre Vorgängerin Harriet Wallmen zugleich in Geretsried).
Für Pfarrer Edzard Everts, der nach 10 Jahren zum 1.7.2014 eine neue Stelle in Ebersberg angetreten hat, kommt am 1. November 2014 Pfarrerin Elke Eilert neu in die Kirchengemeinde.
Nachtrag 2023:
Seit 1.9.2023 ist Diakonin Linda Ott als Nachfolgerin von Michaela Kleemann für die Jugendarbeit zuständig - jetzt aber für die ganze Region Ebenhausen - Wolfratshausen - Geretsried.