Pilgern

Die Trias Advent-Weihnachten-Epiphanias hält viele schöne Lieder bereit für unsere Emotionen, Wünsche, Befindlichkeiten oder Stimmungen:
„Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt, darauf sie all ihr Hoffnung stellt? O komm, ach komm vom höchsten Saal, komm, tröst uns hier im Jammertal.“ (EG 7,4)
Gaza, die Ukraine und all die anderen Konfliktgebiete kommen uns dabei in den Sinn. Es war die Rede davon, dass wir kriegstüchtig werden sollen. Wir wollen in unserem Denken dennoch an einer Friedenstüchtigkeit festhalten, weil Gedanken das Tor zur Seele sind.
„Weil Gott in tiefster Nacht erschienen, kann unsre Nacht nicht traurig sein! Nimm an des Christus Freundlichkeit, trag seinen Frieden in die Zeit!“ (EG 56, 4)
Die Spaltungen in der Welt, die von so manch Einflussreichen verstärkt werden, sollten uns nicht entmutigen.

Miteinander sprechen, die Kunst der Diplomatie, Wege aus der Sackgasse zu finden, all das hat nicht ausgedient. Aber manchmal sind Worte tatsächlich an ihr Ende gekommen gegenüber denen, die an ihrer brutalen Gewalt festhalten gegen alle Regeln der internationalen Gemeinschaft.
Den Aggressoren hilft nur eine klare Haltung auf die Sprünge. Kriegsgräuel, die illegitime Annexion von Gebieten und Handlungen gegen die Menschlichkeit kann niemand rechtfertigen. Der Internationale Gerichtshof in Den Haag ist schon bereit. Über das göttliche Recht jedoch können wir nicht verfügen.
Darum: „Erfülle mit dem Gnadenschein, die in Irrtum verführet sein, auch die, so heimlich ficht noch an in ihrem Sinn ein falscher Wahn.“ (EG 72, 2)

Es ist schwer, aber Jesu Feindesliebe ist grenzenlos und die Umkehr selbst von scheinbar hoffnungslosen Fällen, ist möglich. Vor allem an Weihnachten sind wir offener für diesen Gedanken.
Über Weihnachten ist fast alles gesagt und gesungen worden. Und doch hat Weihnachten seine Faszination, seinen Zauber und seine unvergleichliche Wirkung niemals verloren. Paul McCartney schrieb 1983 sein Friedenslied „Pipes Of Peace“ über folgendes Ereignis:
1914 brachte Weihnachten den verfeindeten englischen und deutschen Soldaten kurzfristig eine Feuerpause. Der Deutsche Kaiser ließ seinem Heer kleine Weihnachtsbäumchen zukommen. Die Soldaten machten daraus etwas Überraschendes:
Sie sangen Weihnachtslieder. Und als die Engländer ebenfalls mit Gesang antworteten, machten sich die Deutschen mit ihren Christbäumen bemerkbar. Die Soldaten gingen aufeinander zu, begrüßten und beschenkten sich, und manche tauschten gar ihre Adressen aus.
Das alles sollte leider nur einmal geschehen, weil es künftig strengstens verboten war. Was aber bleibt, ist die Erkenntnis, wozu Menschen auch fähig sind, selbst in der größten Unmenschlichkeit: Sie sind empfänglich für Nächstenliebe, Freundschaft, gegenseitige Achtung und Frieden – wenn man sie lässt, sie ermutigt und ihre Gedanken zum Guten hin stärkt.

Ihr Pfarrer Christian Moosauer