„KEINE GRENZEN“ So kann man es jetzt hell leuchtend in den Morgen- und Abendstunden an der Westfassade unserer Evang. Kirche St.Michael lesen. Erst auf den zweiten Blick nimmt man wahr, dass der Text am Turm noch weitergeht: „NACH OBEN“ steht dort aufwärts gerichtet geschrieben. Es handelt sich bei dieser Installation um einen Beitrag zur Kunstmeile X, die zur Zeit in Wolfratshausen stattfindet. Der Künstler Matthias Wohlgenannt hat das Kunstwerk geschaffen.
KEINE GRENZEN: Schon das wirkt als Provokation in einer Zeit, die einerseits von neuen Handelshindernissen bestimmt ist und in der andererseits die Forderungen nach schärferen Grenzkontrollen und Ausgrenzung von Hilfesuchenden die öffentliche Diskussion bestimmen.
NACH OBEN: Erst der zweite Teil spitzt die Aussage des Kunstwerks wirklich zu. Es ist eine Kernaussage des christlichen Glaubens, dass die Güte Gottes die Grenze zwischen Himmel und Erde überwindet, so dass wir alle Zugang zum „Vater im Himmel“ und damit zum gelingenden Leben haben. Damit wird auch eindeutig, dass dieses Kunstwerk an einem Kirchturm genau richtig ist, weil es die Botschaft Jesu bezeugt.
KEINE GRENZEN NACH OBEN: Um zu verstehen, wie zentral die Verbindung des Kunstwerks mit seinem Platz am Kirchturm ist, müssen wir uns nur einmal vorstellen, dieselbe Botschaft wäre am Rathaus, einem Bankgebäude oder gar am Trump-Tower angebracht. Die Aussage wäre dann vollkommen entgegengesetzt.
Die Hybris mancher Wirtschaftsmogule und Politiker scheint ja wirklich in diese Richtung zu gehen: Der amerikanische Präsdident hätte gerne den Friedensnobelpreis, wenn er schon nicht Papst werden kann und kennt keinerlei Grenzen für seine Machtinteressen, und Elon Musk will nicht nur zum Mars reisen, sondern auch sein Selbst mittels künstlicher Intelligenz unsterblich machen. Es wirkt wie ein moderner Turmbau zu Babel, mit dem menschliche Überheblichkeit aus eigenem Machtwahn sich selbst vergöttert und keine Grenzen nach oben mehr respektieren will.
Am Kirchturm dagegen erinnert uns die leuchtende Botschaft daran, den Unterschied von Gott und Mensch ernst zu nehmen und trotzdem darauf zu vertrauen, dass unser Leben von der Kraft Gottes getragen und damit auf ewig mit Gott verbunden ist.
Florian Gruber