Der Himmel geht über allen auf!

„Der Himmel geht über alle auf. Auf alle über, über allen auf“ Diesen
Kanon möchte ich gern an Himmelfahrt mit Ihnen singen – am liebsten
am Hornstein unter blauweißem Himmel. Bei einer Kindergottesdiensttagung
vor einiger Zeit beklagte sich eine Frau: „Im neuen Gesangbuch
sind so viele Lieder ohne Gottesbezug wie zum Beispiel dieses Lied. Nur
zum gute Laune Machen trägt das Lied bei, aber überhaupt nichts zum
Glauben.“ Darüber habe ich damals schon den Kopf geschüttelt. Heute
rezitiere ich oft mit meiner Schweigegruppe einen Vers von Angelus
Silesius: "Halt an wo läufst du hin? Der Himmel ist in dir! Suchst du Gott
anderswo, du fehlst ihn für und für." Im Himmel ist Gott daheim. In uns ist
Gott gegenwärtig. Das glaube ich.
Zu Himmelfahrt hören wir einen Abschnitt der Bibel, die uns erzählt:
der auferstandene Jesus entschwindet vor den Augen der Jünger und wird
vom Himmel aufgenommen. Jesus ist nicht wie eine Rakete von der Erde
in den Orbit entschwebt. Die Erzählung von der Himmelfahrt versichert
uns: er ist nicht mehr bei euch, er ist nun bei seinem Vater, in Gottes
unsichtbarer Welt, in einer anderen Dimension. Und die nennen wir
Himmel – wohl nicht zufällig, denn der blauen Himmel über uns erscheint
uns unendlich weit und von großer Herrlichkeit. Ja, schon ein Stücklein
Himmel kann unser Leben verändern. Ich denke an Janina David, einem
jüdischen Mädchen, dass den Holocaust überlebt hat und Schriftstellerin
wurde. Sie musste sich lange vor den Nazis in Warschau verstecken.
Für ein 7-jähriges Kind eine Qual – immer im Zimmer zu sitzen, ohne
Bewegung, ohne Spielkameraden. Janina David erzählt: eines hat ihr
damals geholfen, durchzuhalten im Versteck und nicht die Hoffnung
zu verlieren. Das Stücklein Himmel, das sie durch ein kleines Fenster
beobachten konnte.
Selbst wenn wir nicht bedroht sind wie die kleine Janina – ein Blick in
den Himmel kann uns verändern. Die Wolken formen sich zu Bildern, im
Abendrot bekommen sie goldene Ränder, das makellose Blau des Himmels
hellt unsere Seele auf. Schon dafür können wir dankbar sein. Umsomehr
aber dass der Himmel, die Heimat von unserem Gott und unserem Heiland,
überall ist – uns freundlich aufnimmt, wenn wir gemeinsam fröhlich
singen und fröhlich schwatzen. Wo zwei oder drei in meinem Namen
versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen, hat Jesus uns versprochen.
Ich freu mich schon Himmelfahrt
mit Ihnen zu feiern, liebe Gemeinde,
bis dahin grüßt Sie herzlich
I h r e P f a r r e r i n E l k e E i l e r t