Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass man beim Spazierengehen die besten Gespräche führt? Gehen setzt nicht nur unseren Körper, sondern auch unseren Geist in Bewegung. Mit jedem Schritt, den wir machen, lassen wir das, was uns beschäftigt, hinter uns, bekommen den Kopf frei – und plötzlich ist Platz für neue Gedanken und Sichtweisen.
Wenn man miteinander geht, dann geht man nebeneinander, man kann dem anderen dabei ins Gesicht schauen, muss man aber nicht. Aber man hat dieselbe Richtung, dasselbe Ziel, das gleiche Tempo. Da fällt es einem viel leichter auch in schwierigen Diskussionen zu einem Kompromiss zu finden.
Ähnlich ist es beim Pilgern. Einmal nicht in der Kirche sitzen, um Gottesdienst zu feiern, sondern hinaus gehen, in die Natur, in Gottes Schöpfung. In Bewegung sein. Den Alltag und seine Sorgen hinter mir lassen. Den Kopf frei bekommen. Mit mir selbst in Verbindung kommen. Die Gedanken zulassen, die unterwegs auftauchen. In mich hineinspüren, welche Themen im Alltag gerade unter gehen. Zu mir selbst finden.
Mit Gott in Verbindung kommen. Dem nachspüren, wo Gott mir in meinem Leben begegnet. Meine Freude, meinen Dank, aber auch meine Klagen und Fragen vor ihn bringen. Nach Antworten suchen. Mit Gott ins Gespräch kommen.Und dann vielleicht eine andere Perspektive bekommen. Auf mich und mein Leben. Und auf meine Beziehung zu Gott.
Pilgern ist also nicht nur etwas für die besonders Frommen. Im Gegenteil – Pilgern spricht auch die Menschen an, die von institutionalisierter Religion und von Kirche nicht viel halten. Immer wieder hört man von Menschen, die sich auf den Weg gemacht haben. Prominentestes Beispiel ist immer noch Hape Kerkeling, der seine Erfahrungen auf dem Jakobsweg in seinem Buch „Ich bin dann mal weg“ beschreibt.
Vielleicht haben Sie ja jetzt Lust bekommen, sich auch mal auf den Weg zu machen?
Das Schöne ist: Pilgern hat viele Gesichter. Man kann alleine losgehen, um mit sich und Gott allein zu sein. Man kann in einer Gruppe pilgern, um unterwegs ins Gespräch zu kommen über das, was einen gerade beschäftigt, und von seinen Wegbegleitern neue Impulse zu bekommen. Man kann eine Tages-Pilgertour machen oder auch mehrere Wochen unterwegs sein.Pilgern kann man zu Fuß oder auch mit dem Fahrrad.
Aber vielleicht braucht es auch gar nicht viel mehr als den nächsten Spaziergang mit dem Hund oder die nächste Bergtour – auf all unseren Wegen können wir Gott, unserem Schöpfer Raum geben. Und er hat uns versprochen uns auf all unseren Wegen zu begleiten.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine wunderschöne und erholsame Sommer- und Urlaubszeit mit vielen guten Begegnungen. Vielleicht haben Sie ja Zeit und Lust sich mit sich selbst und mit Gott auf den Weg zu machen?
Und für den Herbst wünsche ich Ihnen dann eine gute Rückkehr in den Alltag – und dass Sie auch im Alltagsstress immer wieder Zeit für einen kleinen Spaziergang finden!
Ihre Pfarrerin Sabine Sommer